Es ist Mitternacht und ich sitze am Rechner und überprüfe, ob der Eurostar fährt. Gestern ist vor London Wasser in einen Eisenbahntunnel eingedrungen und alle Züge von und nach London sind abgesagt worden.

Jetzt heißt es warten, auf das was da noch kommt. Auf der Eurostar Webseite wird mir schon angeboten, dass ich die Tickets kostenfrei stornieren kann, aber das will ich noch nicht. Vielleicht haben wir Glück und der Zug fährt ab Brüssel.

Letztendlich gibt es drei Möglichkeiten. Der Zug fährt, dann ist alles gut.

Der Zug fährt nicht und wir fahren mit dem Auto nach Calais und es geht weiter. Dann ist es auch gut.

Wir fahren nach Calais und keine Fähre ist zu bekommen. Die Reise endet in Weilerswist und wir können unseren Urlaub in London vergessen.

Kurz nach Mitternacht kommt eine erlösende E-Mail. Alle Züge sollen wieder fahren. So stehen wir gegen 4:00 Uhr auf, fahren gegen 5:30 Uhr nach Köln, von dort nach Brüssel, müssen dort wie an einem Flugzeugterminal einchecken und fahren mit einer unsagbar schnellen Geschwindigkeit durch den Ärmelkanal und kommen kurze Zeit später in London an. Wir kaufen uns die Oystercard für die U-Bahn, besuchen noch Gleis 9 ¾ und fahren zu unserem Appartement im Bereich Westminster. Es ist im dritten Stock, aber sehr gut ausgestattet und man findet alles, was man benötigt.

Als nächstes fahren wir zum Restaurant, dass wir am Abend besuchen wollen. Nachdem wir es gefunden haben, wollen wir noch den Eingang zum Feuerwerksbereich suchen. Die Helfer schicken uns von einem Eingang zum anderen bis wir nach ca. einer Stunde auch das als abgeschlossen sehen können. Wir fahren wieder zurück zu unserem Appartement, machen uns schön – na, ja - ich versuche es und dann geht es schon wieder zum Restaurant. Dieses heißt Toulouse-Lautrec. Wir haben im Vorfeld einen Tisch für ein Silvestermenu über OpenTable gebucht und nun beginnt das Genießen. Vorspeisen, Hauptgänge und Dessert waren einfach köstlich und der französisch klingende Name des Restaurants hat sich auch bei den Speisen bestätigt. Ich kann es einfach nur empfehlen. Es ist nicht günstig, aber was ist schon in London günstig. Es ist sehr gut.

Jetzt geht es zum London Eye. Wir entscheiden uns, damit wir das gute Essen verdauen können, dass wir nicht die U-Bahn nehmen, sondern zu Fuß laufen. Ein sehr schöner halbstündiger Marsch beginnt und wir kommen gut gelaunt am Riesenrad an. Hier ist schon eine sehr gute Stimmung. Es wird Musik aufgelegt und wir müssen ja nur noch 2,5 Stunden warten. Es wird kälter, die Stimmung bleibt. Der Wind schießt um die Ecken, die Stimmung bleibt. Es regnet, die Stimmung bleibt nicht mehr so ganz. Mir wird kalt, die Stimmung sinkt weiterhin, zumindest bei mir. Es ist jetzt 23:00 Uhr und die ersten Neujahrsgrüße kommen aus Deutschland. Mir kommt der Gedanke, den ich als Jugendlicher schon einmal auf einer Geburtstagsfeier zum Reinfeiern umgesetzt hatte. Diese Feier war einfach nur langweilig und so habe ich alle überzeugt, dass man ja eine Stunde früher gratulieren könnte, da ja irgendwo auf der Welt jetzt schon Mitternacht ist. Hier in London funktioniert dies leider nicht und so muss ich die letzte Stunde von 2023 einfach nur frieren. Das Leben ist manchmal schon hart zu einem.