Es ist kurz nach Mitternacht. Mein Weg auf den Berg Sinai ist sehr steil und ich laufe im Licht des Mondes von Teehaus zu Teehaus. Jetzt erreiche ich den Punkt von dem ich noch 600 ungleiche Steinstufen überwinden muss. Ich bin jetzt schon mehrfach an die Grenze gekommen, bei dem ich sagen möchte: „Geht doch einfach weiter. Ich kann nicht mehr. Ich gehe wieder zurück. Ich bin Hundemüde“ Nach ca. vier Stunden habe ich dann auch das letzte Teehaus nach den Stufen erreicht. Hier verbringen wir die nächsten siebzig Minuten. Da ich stark durchgeschwitzt bin, wird mir bei minus drei Grad trotz guter Kleidung schnell kalt. Ich miete für drei Euro eine Wolldecke, die nach Kamel riecht und versuche zu schlafen. Auch das geht nicht, da ich mittlerweile zittere und einfach nicht richtig einschlafen kann, da einer der Teilnehmer sehr laut schnarcht.

Kurz nach fünf weckt der Guide die Gruppe und ich gehe weitere 100 ungleiche Stufen im Schneckentempo weiter. Mittlerweile sind so viele Leute an dem Punkt angekommen, dass ich glaube, nicht mehr pünktlich den Gipfel zum Sonnenaufgang zu ereichen. Gegen 5:00 Uhr habe ich den 2285 Meter hohen Gipfel des Berg Sinai erreicht. Ich habe es geschafft die 715 Höhenmeter zu überwinden. Ich bin mächtig stolz auf mich.
Es heißt jetzt auf den Sonnenaufgang zu warten und dieser meldet sich auch mit herrlichem rot an, bis der Punkt erreicht ist, an dem die Sonne über den Gipfeln erscheint. Es hat sich gelohnt, doch an all meinen angeknacksten Punkten ist es so, dass es auch sehr schmerzt.
Der Weg bergab ist angesagt. Ich komme an einen Punkt, an dem sich die Gruppe teilt. Ein Teil läuft die 4000 Stufen bis zum Kloster. Ich habe mich für den Kamelpfad entschieden, den wir auch hinaufgelaufen sind, da er leichter ist.
Nach ca. 2,5 Stunden erreiche ich das Kloster und auch die Anderen der Gruppe. Leider ist eine Teilnehmerin auf den Stufen gestürzt und muss ins Krankenhaus.
Ich besichtige zunächst noch sehr müde das Kloster und dann geht es auf den Heimweg. Stopp – es fehlt ja noch die Dame mit der Verletzung. Wir fahren also noch am Krankenhaus vorbei. Hier wurde festgestellt, dass der Unterarm gebrochen ist und so müssen wir noch darauf warten, dass der Gips trocken ist und sie auch sofort die Kosten der Behandlung bezahlt. Dies dauert dann noch einmal eine Stunde und ich döse im Bus ein wenig. Die Heimfahrt startet und am Ortsausgang von Katharinenkloster hält uns die Polizei an. Normalerweise müssen die Busse im Konvoy mit Polizeibegleitung durch den Sinai fahren. Unser Konvoy ist nun schon weggefahren. So mussten wir noch einmal 30 Minuten auf den nächsten warten. Die Fahrt die dann stattfindet erinnert nicht an eine gemütliche Busfahrt, sondern an eine Fahrt mit dem Ringtaxi über den Nürburgring. Neben meiner Müdigkeit kommt nun noch Angst hinzu. Gegen 15:30 Uhr erreiche ich unser Hotel und ich bin froh, wieder hier zu sein. Es folgen nur noch wenige Aktionen, wie Duschen, Umziehen, Abendessen und ins Bett gehen. Dort schlafe ich auch sofort ein. Was für ein Tag.