Es ist 5:00 Uhr und ich kann nicht mehr schlafen. Ich lese mir den Stadtanzeiger durch und sehe in den sozialen Medien, dass es den Kreis Euskirchen und Rhein-Erft-Kreis sehr stark mit dem Regen getroffen hat. Mit der Gewissheit vom Vortag denke ich, dass wir wieder einmal riesiges Glück gehabt haben. Gegen 6:00 Uhr versuche ich unseren Sohn Niklas und unsere Mieterin zu erreichen, da in den sozialen Medien immer wieder davon berichtet wird, dass die Erft jetzt auch bei uns über die Ufer tritt. Unsere Mieterin meldet sich zuerst und sendet mir ein Bild aus unserem Keller.

Alles OK. Die Sumpfpumpe läuft jedoch ununterbrochen, da das Wasser von allen Seiten her drückt. Von Niklas erhalte ich kurze Zeit später ein Bild unserer Straße. Das ist das einzige Bild, dass ich heute poste. Hier kann man sehen, dass das Wasser 30m vor unserem Haus steht.

Es wird Zeit, dass wir den Keller leerräumen.

Diesen Alarm gebe ich dann auch an meine Söhne und Familie weiter. Nachdem Niklas anfängt wird er von Steffen und Ingo, die durch meterhohe Wasserfelder nach Weilerswist kommen, abgelöst. Unser Wohngebiet wird evakuiert. Strom und alle anderen Versorgungsquellen werden von Seiten des Kreises abgestellt. Niklas ist jetzt wieder mit seinen Feuerwehrleuten unterwegs. Von befreundeten Nachbarn höre ich eine Nachricht ab, bei der man nur noch Martinshörner im Hintergrund hört. Es wird leider sehr ernst. Steffen und Ingo fahren wieder nach Hürth Knapsack zurück, um dort zu helfen. Hierbei filmen sie die Unterführung der neuen Luxemburger Straße in Erftstadt, wie sie gerade vollläuft. Diese Unterführung wird am Abend als neuer Fluss in Erftstadt bei allen Sendern gezeigt. Die Jungs haben einfach nur Glück.

Da wir es im Zimmer nicht mehr aushalten verlagern wir unseren „Krisenstab“ an den Pool. Mittlerweile ist es Mittag und unsere Mieter sind mit ihren Kindern bei den Eltern untergekommen. Freunde, die im Urlaub sind, erreichen ihre Mutter in Weilerswist nicht mehr. Ich versuche alle Informationen der Medien zu sammeln und zu analysieren, da auch einfach sehr viel Schwachsinn gepostet wird. Die Informationen, die sich bestätigen führen dazu, dass ich sagen kann, dass in Weilerswist keine Kommunikation über Mobiltelefon möglich ist. Ich kann also auch Niklas nicht erreichen. Die Steinbachtalsperre droht zu brechen und unser Damm in Horchheim hat auch so seine Probleme, da er wohl überschwappt.

Gegen 20:15 Uhr erhalten wir von Niklas die Information, dass unser Keller nicht verschont worden ist. Das Wasser steht jetzt bis zur ersten Stufe im Keller. Die Häuser dürfen nur auf eigene Gefahr bezogen werden und so geht Niklas auch wieder zurück zur Feuerwehr. Von vielen Freunden, Verwandten und Bekannten wird uns Hilfe angeboten. Unsere Mobiltelefone stehen nicht still.

Nach der letzten Wasserstandsmeldung wollte meine Familie schon wieder zum „Scheppen“ anrücken, jedoch ist das jetzt zu gefährlich und es wird auch dunkel. Alles weitere wird auf den morgigen Tag verlegt.

Wir können also nur hoffen und beten, dass die Nacht keine neuen Überraschungen bringt. Ich bin froh, dass ich genau diese Familie und Freunde habe, da ich weiß, dass man sich auf Euch verlassen kann – Ihr seid die Besten – Danke.