Es ist 5:30 Uhr und wir werden diesmal nicht vom Muezzin geweckt, sondern von unserem Smartphone. Unser Ziel ist es, dass wir sehr früh zu den offenen Hotspots gehen. So sind wir kurz vor 6:30 Uhr an der Grabeskirche und diesmal kommt man überall ohne Gedränge hin, da mit uns noch max. drei kleinere Reisegruppen mit in der Kirche sind.

Wir sehen uns die Punkte an, die uns interessieren. Der Koptische Pope stimmt dann irgendwann einen Gesang an, bei dem man glauben könnte, dass er bei einem Muezzin in der Lehre war. Aus diesem Grund verschwinden wir in Richtung Klagemauer. Es ist interessant, wie die einzelnen jüdischen Richtungen ihr Gebet ausüben. Gegen 7:30 Uhr öffnet der Zugang zum Felsendom und wir gehen über die lange Holzbrücke an der Klagemauer auf das Gelände. Da es in der Nacht geregnet hat, ist der Boden noch feucht und rutschig. Das kann auch der Grund sein, weshalb es hier sehr leer ist. Wir erkunden das Gelände und laufen weiter zum Ölberg. Gegen 12:00 sind wir zurück auf der Via Dolorosa und kehren für ein spätes Frühstück ins Wiener Kaffeehaus im Österreichischen Pilgerhospiz ein. Unseren Besuch hier runden wir noch mit einem Besuch auf der Dachterrasse ab und genießen den Blick über die Altstadt. Dieses Haus ist wirklich ein kleiner Geheimtipp, denn man kann dort den Lärm vor der Tür lassen und so richtig abschalten. Danach gehen wir langsam zurück in unser Appartement. Bei der Ankunft erhalten wir von unserer Vermieterin eine Flasche Rotwein als Willkommensgruß. Das ist doch einfach nur sehr zuvorkommend. Unser Abend ist somit auch gesichert.

Vorher geht es jedoch mit unserem Mammutprogramm weiter und wir fahren mit der Straßenbahn zum Mt. Herzl, um Yad Vashem zu besuchen. Es ist sehr beeindruckend, wie dort der zweite Weltkrieg aus jüdischer Sicht dargestellt wird. Ich finde, dass jeder, der nur den Gedanken damit verschwendet in Deutschland eine rechte Partei zu wählen, sich diese Gedenkstätte zuerst einmal ansehen sollte. Leider ist es im Moment wieder so, dass vielen Leuten bei uns zu Hause gar nicht bewusst ist, was sie da gerade wieder tun.

Am späten Nachmittag fahren wir wieder zurück und genießen unseren letzten Abend in Jerusalem. Morgen geht es zurück nach Tel Aviv.

Was kann ich über den neunten Tag in Israel sagen:
Ich kann nichts mehr daran ändern, was meine Vorfahren getan haben, aber ich kann etwas daran ändern, dass meine Generation nicht wieder diese Fehler begeht.